Egal, wohin ich in letzter Zeit gereist bin: Bei meiner Rückkehr nach Deutschland war ich jedes Mal einem Kälteschock ausgesetzt. Und ich meine damit nicht das Wetter. Vor ein paar Tagen bin ich aus Mexiko zurückgekehrt. Dort sind die Menschen freundlich, hilfsbereit und kinderlieb, die Kirchen sind voll mit jungen Familien und Kindern.
Kaum zurück, springen mich Schlagzeilen an, die so boshaft wie absurd sind und in ihrer absurden Boshaftigkeit zuweilen sogar lächerlich: „Papst soll zur Odenwaldschule Stellung beziehen“, „Papstbruder schlug bis 1970 Kinder“, „Wir-sind-Kirche setzt Papst unter Druck“. Der Mißbrauch des Mißbrauchs geht also weiter. Es geht dabei nicht um die Opfer, um Fakten, um die notwendige Aufarbeitung des Geschehenen. Wer Kinder mißbraucht, ob Priester oder nicht, gehört ins Gefängnis. Doch die Zahlen zeigen, wie an verschiedener Stelle zu lesen war, daß sexueller Mißbrauch bei Priestern seltener vorkommt als bei anderen erwachsenen Männern. Schließlich steht eine solche böse Tat in radikalem Gegensatz zu allem, was die Kirche lehrt. Wenn es dennoch einzelne Priester gibt, die Kinder mißbrauchen, haben sich diese von allem, was sie vertreten sollen, entfernt.
Doch darum geht es bei der laufenden Medienkampagne gar nicht. Sondern um das Thema Sex, Skandal und Kirche, das immer zieht und in das sich so gut der antirömische Affekt hineinmischen läßt, der hierzulande seit Jahrhunderten konserviert wird. So mancher wittert auch die Möglichkeit, den Papst mit in den Skandal hineinzuziehen (besonders unrühmlich: die Süddeutsche). Vor allem aber nutzt man die Gelegenheit, mal wieder gegen den Zölibat und die katholische Sexualmoral anzuschreiben: Denn einen solchen Gegenentwurf zu ihrem eigenen säkularen Hedonismus kann unsere Gesellschaft nicht dulden. Sie kann es nicht hinnehmen, daß es Männer und Frauen gibt, die von Christus so erfüllt sind, daß sie sogar auf das größte Glücksversprechen der modernen Gesellschaft – nämlich Sex – zu verzichten bereit sind. Und die durch ihr Leben und ihr Zeugnis all das in Frage stellen, was von den heutigen Spießbürgern als heilig angesehen wird. Der letzte verbliebene Gegner, die Minderheit, die sich nicht anpaßt, soll mit allen Mitteln bezwungen werden – die Wiederholung der immergleichen Dummheiten gehört dazu. Besonders skandalös ist es aber, daß die himmelschreiende Geistlosigkeit dessen, was heute so selbstverständlich auch in einstmals großen Zeitungen geschrieben werden darf, nicht als unanständig empfunden wird. Wo bleibt der Protest gegen Dummheit?
Wie dem auch sei: Ich war nur gut zwei Wochen weg und erschrecke bei meiner Rückkehr wieder über den aggressiven Säkularismus, der in Deutschland herrscht. Was für ein großartiges Zeichen ist es doch, daß der Heilige Vater ausgerechnet ein Deutscher ist! Deutschland braucht zweifellos eine Neuevangelisierung. Die Frage, die ich mir stelle, ist: Will ich daran mitwirken? Viel lieber würde ich dieses Land verlassen und irgendwo hinziehen, wo es nicht so kalt ist. Will Gott, daß ich in diesem Land, meinem Land als Katholikin lebe und wirke? Aber ist Deutschland mein Land, ist das meine Heimat? Mein Gefühl sagt: von Tag zu Tag weniger.
Ich hab mir mal erlaubt, Dich zu verlinken :)
AntwortenLöschenNur Mut. Wohin er uns stellt, wird er alles zum Guten führen, wenn wir uns auf ihn verlassen. Da bin ich mir so sicher, wie ich weiß, dass dieses Vertrauen zu haben manchmal sehr schwer ist.
ER wird dir die Antwort geben, wenn du ihn darum bittest. Davon bin ich überzeugt, Benita.
AntwortenLöschenDenn es spricht ebensoviel für das Dableiben wie für das Weggehen. Mich hat er letztlich nach Italien geführt, damit ich erlebe, WIE einfach und selbstverständlich das Katholischsein ist. Sonst wäre ich sicherlich nicht so schnell katholisch geworden am Ende.
Ich verstehe dich sehr gut. Wann immer ich in Deutschland bin, fühle ich mich wie auf einem fremden, unwirtlichen Planeten ohne Sauerstoff.
Aber in der Tat, es spricht auch viel dafür, am Platz zu bleiben und auszuharren - für Ihn und in seinem Namen und um seines Namens willen.
Das ist eine ganz persönliche Geschichte und ER wird dir dafür die passende persönliche Antwort geben. Und zwar vermutlich bald.
Ich bete dafür!
Ein Freund hat mir heute aus der Heimat nur eine kurze Email geschrieben: "Bete für Ettal. Bete für Deutschland."
AntwortenLöschenSchaler Trost: Anderswo ist es auch nicht besser. Hier in Australien ist gerade eine gigantische Atheistenkonferenz zu Ende gegangen, in der unser Hl Vater als Nazi (O-Ton Dawkins) verunglimpft wurde, und Christen als "dümmer als ein Erdwurm". Und die Presse schiesst mit mit sowohl anti-römischen also auch mit anti-deutschem Affekt (wie in England halt) auf die Kirche.
Was allerdings anders ist: Die Kirchen sind sonntags voll junger Familien, und niemand wundert sich, wenn man 3,4 Kinder hat.
Ich finde Deinen Kommentar wirklich sehr schön geschrieben. Manchmal habe ich auch das Gefühl, daß meine Heimat mir von Mal zu Mal fremder wird. Aber immer wieder entdecke ich Nischen und Orte, an denen es Leute gibt, denen es ebenso geht und wo man sich gegenseitig Halt gibt. Das macht Mut und baut auf. Da schickt einem der liebe Gott doch die richtigen Menschen über den Weg.
AntwortenLöschenUnd je mehr Menschen unserer Gesinnung weggehen, desto schwieriger wird es auf Dauer für die, die dableiben.
Ich habe viel im Ausland gelebt und arbeite für einen großen internationalen Konzern und fühle mich im Moment ähnlich...Nun habe ich mich gerade zumindest von unserem örtlichen Pfarrleben losgesagt und mir gehts allmählich ein wenig besser. Was ich mich nur immer wieder frage ist, gibt es da eine Unterscheidung der Geister oder muss man in Deutschland bei der Presse über den Verbandskatholizismus, die WsK'ler, die Atheisten überall vom gleichen Antrieb ausgehen? Peinlich ist das was um einen herum passiert allemale und ja, man kann sich schämen, wenn man in diesem Land geboren worden ist und da muss man nicht in die Vergangenheit sehen, sondern über das, was im Moment geschieht. Mein Beichtvater hat mir das gleiche gesagt, was Elsa dir rät. Bitte IHN, dass er dir den Weg weist, mir hat er ihn zumindest schon aus dem Dorftrott heraus gewiesen...und das hat mich ein Stück weit befreit....
AntwortenLöschenDanke für eure vielen Kommentare! Ich habe das Gefühl, daß meine Entfremdung von Deutschland über mehrere Stufen verläuft. Vielleicht kommt der konkrete Plan, das Land zu verlassen, erst am Ende. Viel erschreckender finde ich die Gleichgültigkeit, die ich Deutschland gegenüber entwickle, die innere Distanz, die sich in mir aufbaut. Ich lese Schlagzeilen und wende mich innerlich nur noch mit Desinteresse und Widerwillen ab, und das Grundgefühl ist: Hier kann man ohnehin nichts mehr ändern. Und dann heute ein Gespräch mit einem Freund, der von sich aus mit dem Thema "Auswandern" begann, der Auswanderungswelle Hochqualifizierter. Er meinte, wenn er jünger wäre, würde er ebenfalls gehen, denn dieses Land hat keine Zukunft. Vielleicht ist diese Grundstimmung weitverbreitet und deshalb so lähmend: Die Hoffnung für das Land geht verloren.
AntwortenLöschenIch bin grad von Stanislaus hergelinkt worden, ja, also mir gehts da auch so, in letzter Zeit speziell, würde ich überall gern sein, nur nicht in diesem spießigen, kalten, ver... (zensierte Schimpfwörter) Deutschland. Ehrlich gesagt: Wäre ich Single (ich wohne mit meinem Lebensgefährten zusammen, der will nicht weg), wäre ich inzwischen schon bei den Vorbereitungen für -zunächst - ein Sabbatjahr- in Rom!!!
AntwortenLöschenRom wäre freilich ein wunderbarer Ort für ein Sabbatjahr. Jetzt bin ich schon länger als einen Monat wieder hier und habe mich immer noch nicht akklimatisiert. Meine Gedanken flüchten dauernd an wärmere Orte. Und ich rechne schon durch, ob nicht bald zumindest zwei Sabbatmonate finanziell drin wären...
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