Sonntag, 14. Februar 2010

Glaubenszweifel

Als ich vor ein paar Tagen in einem Eintrag über meine Glaubenszweifel sprach, bekam ich daraufhin viele private Mails, die mich sehr berührt haben. Ich sehe, daß ich mit meinen Gefühlen nicht alleine bin, daß ein Unbehagen am Zustand der deutschen katholischen Kirche weit verbreitet ist, im progressiven wie im konservativen Lager, und daß es viele gibt, die gerne irgendwo einen Platz finden würden, ein Zuhause, Gemeinschaft mit anderen Katholiken, und traurig darüber sind, daß das hier oft so schwer ist. An den Reaktionen sehe ich aber auch: Es gibt viele, die auch dann durchhalten, wenn sie sich einsam fühlen. Das stimmt mich optimistisch.

Ich frage mich, ob das Unbehagen an der Kirche in Deutschland nicht auch der Grund für die Festungsmentalität ist, die sich in den verschiedenen Lagern oft ausbildet. Man spürt, daß etwas nicht in Ordnung ist und hat zugleich den Wunsch, den eigenen Glauben zu schützen, vor Zweifeln wie vor Anfechtungen. Da ist es vielleicht am einfachsten, sich in die kuschelige Enge eines Milieus zurückzuziehen. Doch ein Gefühl der Gefährdung bleibt, und die Schuld daran gibt man leicht den Anderen, die den Glauben auf eine andere Art leben als man selbst. Und wenn man nicht aufpaßt, prügelt man irgendwann schon auf den Nächsten ein, weil er andere Lieder schön findet als man selbst.

Doch wir sollten besser über jeden froh sein, der unter den schwierigen Bedingungen hier zu Christus findet. Und dabei nicht vergessen, daß es die Weite ist, die die weltweite katholische Kirche prägt - eine Weite, die nichts mit Relativismus zu tun hat, sondern mit Liebe zum Nächsten und der Größe des Herzens.

2 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Posting. Menschlicher, Christlicher, Anrührender kann man diese Dinge eigentlich kaum ansprechen. Hoffentlich erreicht das auch den einen oder anderen, den es angeht.

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  2. Nun, mir geht es auch so, dass ich zwar in die Kirche gehe, aber mich ansonsten im Glauben einsam fühle. Ich bedauere die Sprachlosigkeit unter den Gläubigen. Ich sehe ein Defizit darin, dass es kein gemeinsames Lernen, katechetisches Lernen gibt. Die lehrmäßige Seite des katholischen Glaubens ist grundweg dermaßen unterbelichtet, dass ich darin auf jeden Fall eine große Hypothek sehe, die uns hindert in eine lebendige Zukunft voranzuschreiten.
    Yohanan, Poster v.a. bei Gloria.tv

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