Samstag, 17. April 2010

Hilfe, es staubt

Vor ein paar Monaten hatten wir mal wieder richtiges Winterwetter (ganz entgegen der Vorgaben der Klimawandel-Agenda), und gleich wurde Hysterie geschürt: Hamsterkäufe machen! Batteriebetriebenes Radio kaufen! Kerzen und Decken! Zuhause bleiben! Draußen Knochenbruchgefahr! Deshalb wundert's mich nicht, daß die "gigantische" Staubwolke, die nach dem Vulkanausbruch in Island über Europa fliegt, einige Experten gleich wieder in Alarmstimmung versetzt: "WHO rät im Haus zu bleiben", schreibt die NZZ. Und wer nicht zuhause bleiben will, soll Atemschutzmasken tragen.

Ein Blick aus dem Fenster, endlich strahlendes Wetter, blauer Himmel, die Sonne nicht grau verfinstert, es regnet keine Asche, und wenn ich die Hand rausstrecke,  legt sich keine Staubschicht drauf. Zum Glück niemand mit Atemschutzmaske auf der Straße. Und ich hole jetzt erstmal meinen Liegestuhl aus dem Keller.

Donnerstag, 15. April 2010

Debattenstil

"Du willst doch nicht etwa den Papst verteidigen!" schallte es einem Mitglied einer Journaillistenmailingliste einmütig entgegen. Soweit hatte der Geächtete freilich gar nicht gehen wollen: Er hatte lediglich einen etwas differenzierteren Umgang mit Begriffen angemahnt.

In diesem kleinen Vorgang zeigt sich, warum es mit der Diskussionsfähigkeit, wie sie sich in den Medien präsentiert, bergab geht. Es geht nicht mehr darum, was jemand sagt, sondern auf wessen Seite er steht. Jede Bewegung hin zum Gegner wird sofort sanktioniert. Es geht nicht um Wahrheitsfindung, sondern um Konsens und Gruppenzugehörigkeit. Ist die eigene Postion gefährdet, bedient man sich nur eines einzigen Argumentes: des Argumentum ad hominem. Unlautere Mittel, wie Lüge, sind ebenfalls erlaubt, wenn es gilt, die Mehrheitsmeinung zu verteidigen.

Wer nicht auf der richtigen Seite steht oder nur den Anschein erweckt, sich nicht zu der von der Mehrheit als richtig erkannten Position zu bekennen, wird mit den üblichen Bannformeln belegt: religiös, reaktionär, rechts etc. und mit Gesprächsverweigerung bestraft. Freilich ist jeder Dummkopf dazu fähig, andere auf diese Weise auszugrenzen, und das macht dieses Verfahren für die Journaille so reizvoll.

Alles eine Folge des Relativismus? Wo es keine Wahrheit gibt, wird sie um so verbissener verteidigt? Vielleicht. Solange ein solcher Argumentationsstil herrscht, sind intelligentere Debatten in unseren Medien wohl nicht zu erwarten.
 

Dienstag, 13. April 2010

Die Stunde des Thomas Morus

Ein englischer Anwalt will den Papst verhaften lassen. Das erinnert daran, dass im Vereinigten Königreich die Katholiken für Jahrhunderte ihrer Bürgerrechte beraubt wurden, nachdem König Heinrich VIII. sich selbst an Stelle des Papstes als Kirchenoberhaupt eingesetzt hatte. Aus gegebenem Anlass daher die Buchempfehlung „Die Stunde des Thomas Morus – Einer gegen die Macht“ von Peter Berglar.  

Zur Begründung ein Auszug aus dem Vorwort: „Die Geschichte Thomas Mores, allein schon als historisch-biographischer Stoff, ist fesselnd und erzählenswert. Aber darüber hinaus ist sie geeignet, uns persönlich zu treffen; sie ist im besten Sinne „aktuell“ ... Der Sache nach ging es um die Scheidung und Wiederverheiratung des Königs und, damit verknüpft, um die Trennung der englischen Kirche von Rom ... Aber es ging noch um anderes: um den Anspruch der staatlichen Macht nicht bloß auf faktischen Gehorsam, sondern auf aktive Zustimmung. Erstmals sollte es nicht nur genügen, obrigkeitliche Entscheidungen einfach hinzunehmen, sondern gefordert war, sie ausdrücklich gutzuheißen. Nicht Rebellion wurde verfolgt, sondern bloße Gesinnung“. 

Und weiter: „Noch ist in der westlichen Welt unser Freiraum unvergleichlich größer als der Mores. Wir sind nicht auf das bloße Nicht-Zustimmen zu Unrecht oder, allgemein, zu dem, was unseren Überzeugungen entgegenläuft, angewiesen, sondern wir können unsere Standpunkte aktiv vertreten und brauchen – noch – keinen Konsens zu heucheln, der nicht vorhanden ist. Wir wissen aber, daß das nicht überall auf der Welt so ist. Und auch um uns, in den freien und offenen Gesellschaften, wächst die Tendenz zur Uniformität der artikulierten Meinungen: möge jeder „glauben“, was er will – sagen soll er, was gefällt. Die Zwänge, welche die Konformität der Äußerungen und der sichtbaren Verhaltensweisen ohne Rücksicht auf innere Überzeugungen und persönliche Wahrhaftigkeit herbeiführen sollen, nehmen ohne Zweifel weltweit zu und sie sind keineswegs nur physisch-machtmäßiger Art. Damit aber gewinnt die „Stunde des Thomas Morus“ für uns den Rang von Beispiel und Programm.“
Geschrieben 1978 – und aktueller denn je.