Es gibt Wörter, die jeden disqualifizieren, der sie ohne sprachkritische Absicht benutzt, und dieses f-Wort gehört zweifellos dazu: furios. Gerade las ich nach meinem adventlichen Internet-Verzicht in diversen Feuilletons herum, und da war es schon wieder. So schrieb die FAZ erst vor wenigen Tagen:
"Der neue Roman von Dietmar Dath [klar, von wem auch sonst?] ist eine furiose Abrechnung mit unserer Gegenwart aus „Nordic Walkern und Kackdackeln“, ein Tritt für prätentiöses Kunstgesäusel, ein doppelter für die Generation Upload und ein dreifacher für das belämmerte Kulturmanagement, ein brachial komischer Geistesblitzkrieg, der den guten alten „Kinostil“ revitalisiert..." usw.usw.
Himmel hilf!
Die WELT weiß über Johnny Depp zu berichten, daß "hunderte Fans" ihm "in Japan einen furiosen Empfang bereitet" haben, und findet auch den Auftakt eines Romans von Richard Morgiève "furios" (und übrigens, liebe WELT, der Mann schreibt sich am Ende mit "e", "Morgièv" ohne e sieht doch nun wirklich ganz furchtbar falsch aus, besonders, wenn es so in der Titelzeile steht!) Einen "furiosen Endspurt" haben außerdem die Mexikaner in der WM-Qualifikation hingelegt.
"Furios" hieß früher übrigens "wütend" oder "wild", bekannt ist der "rasende Roland" - "Orlando Furioso". In Karl Mays Erzählung "Auf den Nußbäumen" wird berichtet, daß "der Puls nicht mehr furios, sondern in einem lebhaften Allegro klopfte", und von Goethe ist überliefert, daß er gelegentlich "grob und furios" wurde.
Heute heißt "furios" alles Mögliche. Im FAZ-Archiv seit 1993 bekommt man für das Wort 665 Treffer. Eine Steigerung gibt es auch noch, ein weiteres böses f-Wort: "fulminant". FAZ: 585 Treffer. Und was als fulminant bezeichnet wird, muß nun wirklich der allerletzte Mist sein.
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