Dienstag, 8. Juni 2010

Joachim Schroedel über Christentum und Islam

Also, den von Sophie erwähnten Vortrag hat Monsignore Joachim Schroedel gehalten, der im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die Seelsorge für die deutschen Katholiken im Nahen Osten organisiert. Einige von Euch werden ihn vielleicht schon mal erlebt haben. Erleben ist auch kein schlechter Ausdruck, denn er ist wirklich ein hervorragender Redner, witzig, eloquent, und er spricht völlig frei. Sowas „erlebt“ man ja in der deutschen Kirche nicht alle Tage ... Da er in Kairo residiert, kann er natürlich viel zum Thema Verhältnis zwischen Christentum und Islam beitragen. Und da er sich nicht an die politkorrekten Floskeln und Denkverbote hält, ist das, was er sagt, auch interessant.
Als er nach Kairo ging, war er ein Verfechter dessen, was man hierzulande üblicherweise unter christlich-islamischem Dialog versteht: Wir glauben alle an denselben Gott und Abraham ist unser gemeinsamer Vater im Glauben. Aber bald merkte er, daß er damit bei den Muslimen wenig Eindruck machte – spätestens, als die ihn fragten, warum er eigentlich nicht zum Islam konvertieren wolle. Heute weiß er, daß die Muslime von uns Christen vor allem eines erwarten: daß wir über unseren Glauben Auskunft geben können. Und genau das ist der springende Punkt, denn daran hapert es bei den meisten deutschen Katholiken. Das Problem ist seiner Meinung nach also nicht, daß wir im Westen den Muslimen zuwenig entgegen kommen. Sondern daß wir unseren eigenen Glauben aufgegeben haben. Was Muslime vom Westen wahrnehmen, ist, durch die Medien vermittelt, Sittenlosigkeit, Konsumorientierung, Hedonismus. Der Papst dagegen ist in der islamischen Welt hochangesehen, trotz des Wirbels um die Regensburger Rede (Ein eigenes Thema ist natürlich die Unterdrückung der Glaubensfreiheit in vielen islamischen Ländern, aber darauf hat Schroedel nicht den Schwerpunkt gelegt). Interessant auch sein Hinweis, daß das Schweizer Minarettverbot in der islamischen Welt kaum Proteste ausgelöst habe (jedenfalls nicht in Kairo). Es ist nämlich gar nicht so, daß ein Minarett unabdingbar zu einer Moschee gehöre, wie die Multikulti-Propaganda uns einzureden versucht.
Aus all dem ergibt sich für mich, daß die herrschende Integrationsideologie an den eigentlichen Problemen völlig vorbeigeht, wenn sie Integration mit der Zurückdrängung unserer eigenen Kultur verwechselt („keine Kreuze in den Klassenzimmern“). Und außerdem bekommt für mich ein Gedanke, den ich schonmal anderswo gehört habe, neue Plausibiltät: Daß Gott uns die Muslime geschickt hat, damit sie uns, wenn auch unsanft, auf etwas stoßen, das wir im Begriff sind zu verlieren: unseren eigenen christlichen Glauben. So gesehen ist das fehlende Kreuz in einem katholischen Bildungszentrum (das Haus am Dom in Mainz) dann auch wirklich ein Warnzeichen.

1 Kommentar:

  1. Wahrscheinlich wissen die meisten deutschen Schüler mehr über den Islam, als über den eigenen (katholischen) Glauben. Im kath. Religionsunterricht werden andere Religionen, spez. der Islam sehr ausführlich behandelt, mit viel spez. Fachinformationen. Der Bereich des Religionsunterrichtes, der das Christliche, bzw. Katholische behandeln soll beschränkt sich dagegen auf "weiche" Themen, Freundschaft, Einsamkeit, Drogen, Stars, Klimaschutz und ähnelt (nach wie vor) einer Mischung aus Sozialkunde, Ethik, Bio, kurz immer noch das Laberfach, in dem man die Hausaufgaben der anderen Stunden macht. Wann ändert sich das mal?

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.