Samstag, 12. Juni 2010

In der Ramschecke

Der neue Bücherkatalog der „borro medien gmbh“, hinter der sich trendig-zeitgeistig der Borromäusverein verbirgt, ist da. Neugierig, was diese Dachorganisation katholischer öffentlicher Büchereien den Lesern empfiehlt, blättere ich in dem Heft – und fühle mich in die Ramschecke von „Buch Habel“ oder „Hugendubel“ versetzt. Titel wie „Die Liebeslotterie“, „Der Heiler der Pferde“, „Schneller als der Tod“ oder „Leichenraub“ zählen zu der „sorgfältigen Auswahl aus vielen Neuerscheinungen“. Der Geschmack der Borro-Medien-Macher scheint irgendwo zwischen Dan Brown und Rosamunde Pilcher angesiedelt zu sein. Eine besondere Vorliebe beweisen sie für Profi-Gutmensch und Waffenschmuggler Henning Mankell – denn seinen politkorrekten Krimis widmen sie gleich eine ganze Seite.

Auch eine Zierde für jedes katholische Bücherregal: wohlfundierte historische Romane wie „Die Rebellin des Papstes“ oder „Der Eid der Kreuzritterin“. In letzterem Werk geht es überraschenderweise um eine „Verschwörung, die im Vatikan ihren Ursprung zu haben scheint“. Mysteriös, mysteriös – zumal die Päpste zur Zeit der Kreuzzüge noch gar nicht im Vatikan residierten. Während ich noch überlege, was ich mir unter einer Kreuzritterin vorstellen soll, strahlt mich bereits Alt-Bischöfin Käßmann „In der Mitte des Lebens“ vom Cover ihres neuen Buches an. Und dann, ab S. 68, gibt es tatsächlich noch eine Rubrik „Welt des Glaubens“. Sie besteht hauptsächlich aus dem Jakobsweg und Anselm Grün. Bücher von Paul Badde, Peter Seewald, über oder gar von Papst Benedikt sucht man dagegen vergebens – dort könnte man ja tatsächlich der Welt des Glaubens begegnen. In einer katholischen öffentlichen Bücherei wäre das allerdings eine Sensation.

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