Donnerstag, 15. April 2010

Debattenstil

"Du willst doch nicht etwa den Papst verteidigen!" schallte es einem Mitglied einer Journaillistenmailingliste einmütig entgegen. Soweit hatte der Geächtete freilich gar nicht gehen wollen: Er hatte lediglich einen etwas differenzierteren Umgang mit Begriffen angemahnt.

In diesem kleinen Vorgang zeigt sich, warum es mit der Diskussionsfähigkeit, wie sie sich in den Medien präsentiert, bergab geht. Es geht nicht mehr darum, was jemand sagt, sondern auf wessen Seite er steht. Jede Bewegung hin zum Gegner wird sofort sanktioniert. Es geht nicht um Wahrheitsfindung, sondern um Konsens und Gruppenzugehörigkeit. Ist die eigene Postion gefährdet, bedient man sich nur eines einzigen Argumentes: des Argumentum ad hominem. Unlautere Mittel, wie Lüge, sind ebenfalls erlaubt, wenn es gilt, die Mehrheitsmeinung zu verteidigen.

Wer nicht auf der richtigen Seite steht oder nur den Anschein erweckt, sich nicht zu der von der Mehrheit als richtig erkannten Position zu bekennen, wird mit den üblichen Bannformeln belegt: religiös, reaktionär, rechts etc. und mit Gesprächsverweigerung bestraft. Freilich ist jeder Dummkopf dazu fähig, andere auf diese Weise auszugrenzen, und das macht dieses Verfahren für die Journaille so reizvoll.

Alles eine Folge des Relativismus? Wo es keine Wahrheit gibt, wird sie um so verbissener verteidigt? Vielleicht. Solange ein solcher Argumentationsstil herrscht, sind intelligentere Debatten in unseren Medien wohl nicht zu erwarten.
 

4 Kommentare:

  1. Beklemmend.
    Da fällt mein Blick doch gerade auf das Bildchen vom Hl. Erzengel Michael, der bitte mal wieder tüchtig dreindreschen möge...

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  2. argh ...
    Wir brauchen dringend mehr wie dich, Benita!

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  3. Wieso entdecke ich dieses prima Blog denn erst heute? Guter Artikel! Hab das Blog auch gleich mal in meine Linkliste getan.

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  4. @Alipius: Danke! Ich glaube, ich kommentiere zu wenig auf anderen Blogs. Sonst hättest Du mich bestimmt schon vorher bemerkt.

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