Donnerstag, 25. März 2010

Bekennermut

Im Kommentarbereich von Kewil brachte Anna Luehse kürzlich einen Hinweis auf einen Spiegel-Artikel vom 11.10. 1971. Unter dem Titel "Sumpf und Sitte" ist dort beschrieben, wie die Medien unter den Nationalsozialisten gegen die Kirche hetzten:

"Als “Sexualsumpf” galt Hitlers Propagandisten der Klerus. Mit Serien von Sitten-Prozessen versuchten sie Gläubige von der Kirche abzuspalten.
[...]
Sämtliche Zeitungen im Reich (täglich etwa 14 Millionen Exemplare) mußten über die Prozesse berichten. Aufmachung, Überschrift und Tendenz der Artikel wurden auf den täglichen Pressekonferenzen im Propaganda- Ministerium bis ins Detail vorgeschrieben.

Mit der Sprachregelung dieser Aktion beauftragte Goebbels den Ministerialdirektor Berndt, der täglich neue Schmäh-Sentenzen auszubrüten hatte. Berndts jeweilige Einfälle wurden von allen Zeitungen pflichtgemäß gedruckt -- jeweils mit dem obligaten Zusatz, derartige "Schweinereien" seien typisch für die katholische Kirche. Beispiele:

* Die Sakristei sei generell "zum Bordell" geworden.

* Klöster seien "wahre Brutstätten der Homosexualität".

* Die Kirche kämpfe nur für die Konfessionsschule. weil "das Treiben der Ordensbrüder auf den katholischen Toiletten nicht so beobachtet werden könne".

Doch was selbst der Spiegel damals noch offen aussprach, wird heute gerne verschwiegen: Katholiken als Opfer des nationalsozialistischen Regimes - das paßt so gar nicht ins politisch korrekte Geschichtsbild.

Auf Ähnlichkeiten zwischen der nationalsozialistischen, gegen die Kirche gerichteten Propaganda und der heutigen Berichterstattung großer Teile der deutschen Medien haben zahlreiche Blogs schon hingewiesen - ein Gedanke, der sich aufdrängt, wenn man das Titelbild des Spiegel vor Augen hat, das einen kirchlichen Würdenträger zeigt, der sich mit eindeutiger Geste unter die Soutane greift. Hätte sich ein solcher Angriff gegen irgendeine andere religiöse Minderheit in Deutschland gerichtet, hätte man zu Recht von Volksverhetzung gesprochen.

Dann gibt es aber noch einen großen Unterschied zur damaligen Zeit. So schrieb der Spiegel 1971, Goebbels habe bald erkennen müssen, "daß sein Grimm ebenso ohnmächtig blieb wie sein Propaganda-Wirbel: Das Kirchenvolk wandte sich keineswegs von seinen Hirten ab. Nie waren die Gotteshäuser voller und die Prozessionen länger gewesen. "

Das wäre auch heute wünschenswert, und es zeigt uns den richtigen Weg, wie mit Hetze gegen die Kirche umzugehen ist: Gefragt ist das persönliche Bekenntnis zum Glauben, das heute durchaus gelegentlich Courage erfordert - vor allem, wenn man unbedarften und vollkommen verhetzten Zeitungslesern gegenübersteht, die alles, was die Medien verbreiten, für bare Münze nehmen.

Vorgemacht hat es kürzlich Heinz Bude, der während einer Diskussionsveranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion sagte, er sei Katholik und habe sich lange nicht mehr seiner Kirche so zugehörig gefühlt wie im Augenblick.» Dazu zähle auch der «Gehorsam gegenüber dem Heiligen Vater».

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