Ein bißchen Smalltalk in fehlerhaftemEnglisch kann fast jeder, aber wenn Gespräche in internationaler Runde plötzlich ins Ernsthafte abgleiten und sogar die Religion ins Spiel kommt, wird's schwierig. Vor allem für Katholiken, denn unser Glaube weist ja schon einen gewissen Grad an Komplexität auf. Der religiös Desinteressierte sagte, daß er nicht weiß, who God is und wenn er es sich aussuchen würde, würde er a mix from the best of all religions bevorzugen. Die liberale Protestantin dachte ähnlich. Der Evangelikale beeindruckte mit dem klaren Statement, daß jeder must accept Jesus as his saviour. Und dann sagte irgendjemand: "The catholics only believe in the Pope, Mary und God Father, but not in Jesus. Das war dann my turn, und als erstes stieß ich heftig gestikulierend das apodiktische Statement "It's not true!" hervor.
Wer schon mal versucht hat, in einer Sprache, die er nicht richtig beherrscht, den Begriff der Realpräsenz zu erklären, kann sich vielleicht vorstellen, was für eine Katastrophe dann folgte. Der Punkt ging diesmal jedenfalls an den Evangelikalen.
Meine Erklärungen haben mich ein wenig an David Sedaris' Geschichte "Jesus schummelt" erinnert. Dort geht es darum, daß die Schüler einer Pariser Sprachschule in ihrem Französisch-Kurs aufgefordert werden zu erklären, was Ostern ist: "Die Polinnen nahmen sich als erste im Rahmen ihrer Möglichkeiten der Aufgabe an. "Es ist", begann die eine, "eine Party für die kleine Junge von Gott, die heißt Jesus, und... ach Scheiße." Da sie nicht mehr weiterwußte, eilte ihre Landsmännin ihr zu Hilfe. "Die heißt Jesus, und dann ist gestorben an zwei ... Bretten ... aus Holz." usw.
[David Sedaris, Gute-Nackt-Geschichten, Frankfurt am Main 2005, S. 572.]
Doch manchmal nutzt auch Sprachbeherrschung nichts. So ging es mir jedenfalls, als ich mal einer Thailänderin, die nur mäßige Deutschkenntnisse hatte, den Begriff des "Gewissens" erklären wollte. Am Ende habe ich einen Kopf gezeichnet, in dem ein kleines Männchen sitzt, das sagt: "Du sollst nicht stehlen." Die Thailänderin schaute mich daraufhin sehr mitleidig an. Wahrscheinlich denkt sie nun, daß alle Deutschen Stimmen im Kopf hören.
Was wieder mal zeigt, daß Latein als internationale Sprache doch besser wäre ...
AntwortenLöschenUnd Du meinst wirklich, ich hätte mich mit Latein in dem Fall besser gesschlagen? Ich weiß ja nicht...
AntwortenLöschenGOD's not a thing anyway. I am quite sure they understood what you wanted to say. Giving (and being a) witness means more than finding the exact terms.
AntwortenLöschenDa spricht der Könner... Ich fände mich aber mit wenigstens minimaler Eloquenz durchaus überzeugender. Neben "God is not my thing" fiel in der Runde auch noch eine andere nette Redewendung: "God is only for older semesters and I'm not old enough." Wenigstens sagte niemand: "Religion is not the yellow from the egg."
AntwortenLöschenIch habe meinen gesamten religiösen englischen Wortschatz aus Chick-Traktaten. Katholisch war da leider auch nicht viel zu holen. "Yu see, ve haf a death cookie, and zen ve vorship ze Pope, ja?!"
AntwortenLöschen@Benita:
AntwortenLöschenGlaube ich schon. Wir würden dann alle besser Latein sprechen und hätten von vornherein einen differenzierteren Wortschatz, als eine Krämersprache ihn bietet.
Oh, ich mag die englische Sprache schon sehr. Und auf Shakespeare, Poe, Wilde, Graham Greene und Chesterton würde ich wirklich nicht verzichten wollen: Und die sind ohne ihre Sprache undenkbar. Ich finde auch die Möglichkeiten der Verknappung, die das Englische bietet, sehr poetisch. Aber man muß die Sprache halt pflegen. Klar, um zu schreiben wie Ovid bräuchte man Latein. Das Problem scheint mir aber nicht die englische Sprache zu sein, sondern der allgemeine Sprachverfall, der zur Zeit viele Sprachen betrifft. (Hatte das Lateinische nicht auch eine lange Verfallszeit?) Und der Grund für Sprachverfall ist der Verfall des Denkens. Ich glaube, wenn wir heute noch Latein sprechen würden, wäre das ebenfalls zum Davonlaufen. Unsere Germanisten feiern ja sogar die sog. Kanak-Spraak ("Was willsu?") als Bereicherung (ernsthaft!) (und für deren Gedanken reicht wohl auch der Grad an Differenzierung, die dieser Slang bietet). Das allgemeine Verkehrsenglisch, das von vielen gesprochen wird, taugt in der Tat nur für grobe Gedanken. Ich habe irgendwo gelesen, daß im Deutschen zur Zeit viele Synonyme schwinden. Durchaus vorstellbar.
AntwortenLöschenmeine polnischen Kolleginnen pflegten immer zu sagen:
AntwortenLöschen"wenn schon, denn dann!"
Katharinasvetlanaviviorka