Freitag, 25. Juni 2010

Selbstbestimmtes Sterben?

Unter dem Jubel der Medien, der Parteien und der evangelischen Kirche hat der Bundesgerichtshof das Tor zur flächendeckenden Anwendung der Euthanasie ein Stück weiter geöffnet. Künftig genügt schon der irgendwann einmal mündlich geäußerte Wille des Patienten, um nicht nur eine medizinische Behandlung, sondern auch die Versorgung mit Nahrung abzubrechen. „BGH stärkt Recht auf selbstbestimmtes Sterben“, frohlockt etwa die FAZ. Mal wieder werden die elementarsten Grundsätze objektiver Berichterstattung außer acht gelassen und die Propagandaparolen der Euthanasie-Lobby bedenkenlos für bare Münze genommen. Laut Urteilsbegründung kommt es auch nicht mehr darauf an, „ob die Grunderkrankung einen irreversibel tödlichen Verlauf genommen hat“. Entscheidend sei allein der Wille des Patienten, schreibt die FAZ. Der Tod als letztes Heilsversprechen einer sich absolut setzenden Selbstbestimmungsideologie.

Das heißt nicht, das ich grundsätzlich gegen Sterbehilfe wäre. Auch heute ist sie ja unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Doch der Anspruch, Anfang und Ende des Lebens selbst zu bestimmen, führt den Menschen in ein fatale Falle. Robert Spaemann hat es so auf den Punkt gebracht: „Macht man aus der Selbsttötung ein Recht, dann hat das schlimme Folgen. Dann trifft den Träger dieses Rechtes die Verantwortung für alle Folgen, alle Belastungen persönlicher und finanzieller Art, die sich daraus ergeben, dass er von diesem Recht keinen Gebrauch macht. Dadurch entsteht mit logischer Notwendigkeit ein unzulässiger Druck auf den Kranken oder Alten. Von der Verantwortung ist der Patient nur frei, wenn es für ihn gar keine rechtliche Möglichkeit gibt, seine Tötung durch andere zu erreichen." (Danke an P. Recktenwald für das Dossier, aus dem das Zitat stammt!) Die Erfahrungen, die man in den Niederlanden und anderswo mit der Liberalisierung der Sterbehilfe gemacht hat, sprechen dafür, daß genau das eintrifft.

Und die katholische Kirche? Von ihr habe ich noch nichts zu dem Fall gehört. Gedemütigt durch die Selbstzerfleischung der letzten Wochen, gejagt durch die Mißbrauchskampagne der Mainstream-Medien, wagt hier offenbar niemand mehr, gesellschaftliche Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen.

3 Kommentare:

  1. Wenn man das gesellschaftliche Ansehen des Bischofsamt selbst fleißig demontiert - das geht in jede Richtung der Involvierten, durchaus auch an Bischof Mixa, aber beileibe nicht nur - dann braucht man sich hinterher ja nicht wundern.
    Dass diese kirchenpolitischen Kleinkriege mittlerweile auf Kosten der Schwachen, Kranken und Ungeborenen gehen, dass verunsicherte Seelen weiter verwirrt werden und womöglich verloren geht, das erbittert mich am allermeisten bei den Ereignissen der letzten Monate, Wochen, Tage.

    Ein guter Beitrag. Und scheinbar wird das jetzt die OBI-Baumarkt-Kirche - alles muss man selber machen...und es gibt immer was zu tun *gg*

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  2. Dass die katholische Kirche solche Dinge der Justiz ganz allein überlässt, ist wirklich ein Unding! In diesen Fragen steck doch so viel vom Menschsein an sich, dass man lieber in die Bibel als in Gesetzbücher schauen sollte!

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  3. "Selbstbestimmtes Sterben?" Für mich schon jetzt das Unwort des Jahres! Danke für den Beitrag.

    LG Tom

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