Es hat mit meinem Urlaub in Rom zu tun, daß ich in letzter Zeit hier so wenig schreibe. Ich war nur ein paar Tage dort, aber es war wunderbar. Ich bin durch die Stadt gelaufen, habe mir Kirchen angeschaut und Kunstwerke, gebetet, nachgedacht, draußen in der Sonne gesessen und Eis gegessen. Schön war es, daß alle so freundlich waren und so selbstverständlich katholisch, daß es noch warm war und daß an fast jeder Straßenecke eine Kirche ist und zum Stadtbild junge Priester aus aller Herren Länder gehören. Daß die Literflasche Mineralwasser im Restaurant nur 2 € kostet, im Hotel beim Frühstück ein junger Mann mit B16-T-Shirt am Nebentisch saß, ich bei der Generalaudienz einen Platz ganz vorne hatte, auf dem Petersplatz alle so fröhlich waren und alle Pilgergruppen so begeistert gerufen, geklatscht und anderen Krach gemacht haben, als ihr Name verlesen wurde. (Übrigens waren an jenem Mittwoch 10.000 Deutsche da. Die paar Hundert Polen waren allerdings lauter.)
Michelangelos Pietà ist so schön und erhebend, daß mir die Tränen kamen und ich mir gewünscht habe, auch Kunstwerke, solche zumindest, hätten einen Platz in der Ewigkeit.
Außerdem habe ich kiloweise fromme Gegenstände gekauft und auf dem Ramschmarkt vor dem Petersplatz ein Halstuch für 5 €, das aussieht, als hätte es 8 € gekostet. Ja, es war ein toller Urlaub, ich war glücklich und habe das weltweite Netz nicht eine Sekunde vermißt. Und als ich zuhause meinen Rechner eingeschaltet habe, kam mir die virtuelle Welt so fad und kalt vor. Deshalb die Pause, das Blogschweigen. Und gleichzeitig ein Nachdenken darüber, was das Netz für mich bedeutet und wie sehr es mich verändert. Natürlich habe ich dem Netz viel zu verdanken. Ohne die Möglichkeit, mir selbst auf eine so einfache und wenig zeitaufwendige Weise Informationen zusammenzusuchen, hätte mein Glaubensweg womöglich anders ausgesehen. Noch wichtiger aber: die Gleichgesinnten, die mir aus den unendlichen Weiten virtuell zuwinken. Die mich trösten und ermutigen, wenn ich mich mit meinem Glauben einsam fühle.
Doch das Netz und gerade das Bloggen verändert mich auch in anderer Hinsicht. Wenn ich nicht aufpasse, nötigt es mich, mein Leben zu verzwecken. Alles in Hinblick auf mögliche Blogbarkeit zu betrachten, aus dem eigenen Alltag eine Aneinanderreihung von Anekdoten zu machen, die sich gut erzählen lassen. Und es verführt dazu, Dinge öffentlich zu machen, über die man besser schweigt. Ich möchte mein Blog nicht als Ventil benutzen, wenn ich mich ärgere oder wütend bin. Denn im schlimmsten Fall steigere ich mich durch das Schreiben in meine Wut hinein, es treten Kommentatoren hinzu, die sich ebenfalls ärgern, und ich verbreite meine negativen Gefühle über das Netz. Nein, nein, manches gehört besser sub rosa verhandelt oder bekannt als in der öffentlichen Quasselbude...
Doch andererseits lebt das Bloggen vom Subjektiven und Gefühlten, vom nur kurz Angedachten, von Momentaufnahmen und von der Zuspitzung. Die Frühromantiker (Novalis, die Schlegels u.a.) hätten sicher ihre Freude daran gehabt. Denn Blogbeiträge können moderne Nachfolger des frühromantischen Fragments sein: das Unfertige, Unabgeschlossene, das bewußt als literarische Form gewählt wurde, Gedankensplitter und Geistesblitze, Erfahrungen und Ansichten - alles durfte zusammenfließen. Doch die frühen Romantiker trafen sich in ihrem Kreis in Jena und mußten nicht bei jeder Äußerung den anonymen Blogleser mitbedenken. Bleibt also die Frage: Wieviel gebe ich preis, wo ziehe ich Grenzen? Und ist nicht letztlich auch die Blogidentität eine Maskerade?
Wie dem auch sei: Im Moment heißt es für mich weniger surfen und mehr leben. Die wichtigste Frage aber zum Schluß: Wie sieht's denn eigentlich mit dem nächsten Bloggertreffen im Real Life aus, das doch dieses Jahr noch stattfinden sollte?
Ich komme auch eben aus Rom zurück und kann sagen: Du hast das Gefühl in dieser Stadt schön geschildert. Was das Katholische betrifft hatte ich persönlich es aber schwerer, denn ich war mit einer jesuitisch geprägten Gruppe unterwegs, das hat u.a. bedeutet, dass die Vorabendmesse in Il Gesu nicht in einer historischen Kapelle sondern in einer 60er Jahre bildungshausstil Kapelle mit Altar in der Mitte und viel Phantasie bei der Liturgie abgehalten wurde.
AntwortenLöschenDa hatte ich in Rom auch ein interessantes Erlebnis. Ich war im Petersdom und dachte nach über Pracht, Schönheit, Weite und Größe der katholischen Kirche, in der jeder seinen Platz findet, die unterschiedlichsten Leute eben, von allen Kontinenten ... und fand mich plötzlich in einer großen Gruppe Deutscher wieder, die alle ein Sweat-Shirt mit der Aufschrift "Gemeinde XY Romfahrt 2010" (oder so ähnlich) trugen. Eine sehr große Gruppe, es wurden immer mehr, wirklich mehrere Hundert. Nun gut, wenig später erscholl im Petersdom laut aus vielen munteren Kehlen "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn..." Echt, da fährt man einmal nach Rom...
AntwortenLöschenUps, "Gemeinde XY Romfahrt 2009" natürlich...
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