Die Singvögel im Garten zwitschern nicht, weil sie sich über das schöne Wetter freuen oder weil sie ihren Zuhörern eine Freude machen wollen, sondern weil sie Konkurrenten aus ihrem Revier vertreiben und Weibchen anlocken wollen. Statt Kunst also Überlebenskampf. Ähnlich wird es wohl mit dem virtuellen Gezwitscher, Twitter, sein. Die Kurznachrichten, die pausenlos ins Netz gesendet werden, haben selten den künstlerischen Rang eines Aphorismus oder eines Haiku. Man liest viel Belangloses aus dem Privatleben ("Die Sonne scheint, voll krass, trinke Redbull.") oder Berufsleben ("Riesenfisch an Land gezogen. Mega-Deal."). Die Botschaft dahinter lautet meistens nur: "Ich bin (auch noch) da."
Nun dürfte ein Medium, mit dem sich Präsenz markieren läßt, ohne daß man etwas Bedeutendes sagen muß, besonders für Politiker reizvoll sein. (Barack Obama hat's vorgemacht.) Und in der Tat: Die Liste mit "Politik-Tweeds" ist schnell gefunden. Hubertus Heil twittert ("Jetzt das Regierungsprogramm herunterladen!"), Volker Beck ("Minderheitenfeindlichkeit muss widersprochen werden."), David McAllister ("Niedersachsen profitiert von Europa besonders" - CDU beschließt Wahlprogramm zur Europawahl.").
Was für ein häßliches Medium!
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