Samstag, 23. Mai 2009

Die Wahrheit...

...kommt meistens doch ans Licht - wenn auch manchmal viel zu spät. Gestern die Meldung des Tages: Der Polizist, der Benno Ohnesorg erschossen hat, war bei der Stasi, ein letzter Mythos der 68er-Bewegung ist damit zusammengestürzt. Wie wären die letzten 40 Jahre wohl verlaufen, wenn man das gleich gewußt hätte?  Hier nun ein hervorragender Kommentar von Bettina Röhl.

Freitag, 22. Mai 2009

Kokain

Die Lebensmittelaufsicht in Hessen hat heute die Cola von "Red Bull" verboten. Denn sie enthält Spuren von Kokain. In den USA gilt sie als unbedenklich. Nun gut, derartige Meldungen überraschen in Deutschland nicht besonders, und mein Bedauern kann schon deshalb nicht groß sein, weil ich dieses Getränk nie probiert habe. Ich bin außerdem sicher, daß Arthur Conan Doyle, dessen Geburtstag sich heute zum 150. Mal jährt, seinen Sherlock Holmes nie Red Bull-Cola hätte trinken lassen - unvorstellbar für einen britischen Gentleman. Dafür ist Holmes jedoch als Konsument von Kokain und Morphium bekannt (damals nicht verboten), sowie als starker Raucher.  Schon damals, als ich als Kind begeistert im Fernsehen "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" verfolgte, hatte ich das Gefühl, daß den Meisterdetektiv ein Hauch von Freiheit umgibt.

Dienstag, 19. Mai 2009

Mal wieder Mosebach...

Bei Mosebach brauche ich immer eine Weile , um mich einzulesen,  und dann will ich nicht mehr aufhören. Gerade lese ich "Ruppertshain". Es ist wie immer bei Mosebach: Ich liebe das Buch, aber ich habe noch nie eine seiner Figuren gemocht. Ihnen haftet etwas an, was mir fremd ist und was ich nur mit Widerstand betrachte. Was genau? Schwer zu sagen. Vielleicht das Maßvolle, Satte, Abgeklärte. Sie schonen sich vor großen Gesten, hausieren mit ihren Kräften. Sie scheitern nicht großartig, sondern gehen dezent und leise unter. Sie wirken wie Protestanten ohne Ehrgeiz. Deren Streben nach Erfolg in der Welt heruntergeschliffen wurde auf eine Unbeweglichkeit des Gemüts, die vor allzu tiefem Fall schützt. Fanatismus ist ihnen fremd. Gewiß, Maß ist eine Tugend. Und es verrät vor allem etwas über mich selbst, wenn ich Figuren bevorzuge, die Grenzen überschreiten, verschieben wollen und daran scheitern.

Trotzdem war mir Mosebachs Antonia gerade für einen Augenblick richtig sympathisch, und zwar, als sie ihrem langjährigen Geliebten Albrecht, der ihr ein halbes Leben lang verschwiegen hat, daß er verheiratet ist, folgende Sätze ins Gesicht schleudert:

"Es war mir immer egal, ob du verheiratet warst oder nicht. Es war mir alles egal. Du bist nicht besonders interessant, Albrecht. Du bist uninteressant. Du bist langweilig. Du bist der langweiligste Mann, den ich je gesehen habe. Wenn ich mir vorstelle, wie langweilig du bist, dann muß ich an den Kosmos denken. Ich muß mir die Unendlichkeit vorstellen, damit ich die Langeweile, die du verströmst, hinreichend erfasse."

Da sprengen Wut und Enttäuschung jedes Maß, und das ist schön!

Montag, 18. Mai 2009

Ein erster Satz

"Nunc et in hora mortis nostrae. Amen."
Woher?
Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Leopard

Sonntag, 17. Mai 2009

Sonntagnachmittag

Strahlendes Wetter, sonntags wird nicht gearbeitet, und ich schaue in eines meiner Lieblingsbücher hinein: Dostojewskij, "Schuld und Sühne", in der großartigen Übersetzung von Werner Bergengruen.  Auch Swetlana Geiers Übersetzung von 1994 soll gut sein, habe ich gehört. Ich habe sie mir nie angeschafft, weil mich der Titel so sehr stört: "Verbrechen und Strafe" - das klingt nach law and order, sex and crime und irgendwie nach Richterin Barbara Salesch.  Es klingt kalt und juristisch. Der russische Originaltitel soll in seiner genauen Bedeutung irgendwo zwischen "Schuld  und Sühne" und "Verbrechen und Strafe" liegen. Wie auch immer: "Schuld und Sühne" trifft es im Deutschen einfach besser. Der Titel "Verbrechen und Strafe" tilgt den metaphysischen bzw. religiösen Gehalt des Romans, der aber eigentlich nicht weggedeutet werden kann. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen: Dostojewskij, der größte Romancier aller Zeiten, war ein tiefgläubiger Christ, und das hat er in seinen Romanen nicht verschwiegen.  Sein Werk läßt sich nicht herunterbrechen auf den Versuch, ein soziales Anliegen zur Sprache zu bringen. Das hat die marxistische Literaturwissenschaft versucht und ist daran gescheitert.

Hier nicht der letzte, sondern der vorletzte Satz:
"Allein hier beginnt bereits eine neue Geschichte, die Geschichte der stufenweisen Erneuerung eines Menschen, die Geschichte einer stufenweisen Wiedergeburt, eines stufenweisen Übergangs aus einer Welt in eine andere, eines stufenweisen Vertrautwerdens mit einer neuen, bisher völlig unbekannten Wirklichkeit."