Vor sechs Jahren ging ein Zeitalter zu Ende. Ich schrieb gerade Mails, der Fernseher lief nebenbei. "Wetten dass" wurde abgebrochen, denn der Papst war tot. Es gab eine Liveschaltung zum Petersplatz, die Kommentatorin war völlig überfordert. Ein Kameraschwenk zu der Menge, die Menschen, die gerade die Todesnachricht erhalten hatten, weinten und applaudierten. Anne Will führte ein Interview, ich weiß nicht mehr mit wem, und erklärte, daß dieser Papst ja nicht unumstritten war, wegen Zölibat und Aids. Es verletzte mich, in diesem Moment das übliche dumme Gequatsche zu hören. Ich öffnete das Fenster, weil ich dachte, es müßte Glockengeläut zu hören sein. Draußen war alles still. Ich weinte. Auch in meinem Leben war etwas zu Ende gegangen. In einem Leben, in dem es noch keinen anderen Papst gegeben hatte. Ein Freund, der Theologie studiert hatte, versuchte mich damit zu trösten, daß ein Papst zwar sterben kann, das Papsttum aber bleibt. Er hatte noch mehr geweint als ich.
Am 3. April ging ich früh am Morgen in den Mainzer Dom. Dort stand ein Foto mit Trauerband, davor lagen Blumen. Johannes Paul II. lächelte auf dem Bild. Einige Gläubige knieten sich hin oder verbeugten sich, eine Frau küßte das Bild. Ich dachte, auch ich will mich verabschieden, mit irgendeiner Geste. Küsse, Verbeugungen oder Kniebeugen, das paßte nicht zu mir. Ich blieb eine Weile stehen, und dann nickte ich ihm bloß zu. Der Abschied tat weh.
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