Gedenktage dienen dazu, an Verlorenes, gerade Verlorengehendes oder Schützenswertes zu erinnern. Den Welttag des Buches, der heute begangen wird, gibt es seit 1995. Die "Stiftung Lesen" verschenkt jedes Jahr an Kinder ein eigens zu diesem Anlaß herausgebrachtes Buch, diesmal mit Abenteuergeschichten.
Über ein geschenktes Buch hätte ich mich als Kind gewiß gefreut. Zum Lesen bewegen mußte man mich nicht. Es gab keine Computer, kein Internet und nur drei Fernsehprogramme, dafür eine Pfarrbibliothek, die in meiner Erinnerung gewaltige Ausmaße annimmt. Ich las Astrid Lindgren oder Enid Blyton oder Otfried Preußler. Manches davon würde heute nicht mehr ohne Weiteres vor den Augen der Sittenwächter der political correctness bestehen: Enid Blyton - reaktionär, außerdem wird in den Internatsgeschichten ganz schön viel gemobbt. Und daß Michel aus Lönneberga seinen Hahn und sein Schweinchen mit vergorenen Kirschen betrunken macht... Nun ja. Aber das Gute daran war eben, daß ich bei diesen Büchern nie das Gefühl hatte, daß sie meiner Erziehung dienen, schon gar nicht meiner Erziehung zu einem guten Staatsbürger. Im Gegensatz zu etlichen Kinder- und Jugendbüchern heute, die vor allem Problembewußtsein demonstrieren und ihren jungen Lesern eine Lektion erteilen wollen. Auch wenn das noch so gut gemeint sein mag: Dagegen hätte ich mich als Kind gesträubt. Auch Kinder wollen Bücher, die sie unterhalten und die ihnen die Welt deuten - aber keine Bücher, die ihre Leser verbessern wollen und sie damit auf subtile Weise entmündigen. Man kann Kindern ruhig ein bißchen mehr zutrauen.
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