"Der Kaiser war ein alter Mann. Er war der älteste Kaiser der Welt. Rings um ihn wandelte der Tod im Kreis, im Kreis und mähte und mähte. Schon war das ganze Feld leer, und nur der Kaiser, wie ein vergessener silberner Halm, stand noch da und wartete."
Nicht in den "Buddenbrooks", sondern in dem anderen großen Verfallsroman der deutschen Literatur stehen diese vier Sätze: in Joseph Roths "Radetzkymarsch". Die "Buddenbrooks" wurden gerade wieder verfilmt. Weniger bekannt ist die von Roth erzählte Geschichte der Familie Trotta, in deren Geschicken sich der Niedergang der alten Donaumonarchie spiegelt. Groß und fern erscheint dieser Roman, vieles ist den heutigen Lesern fremd geworden: Denn er verlangt nicht nur Kenntnis der Geschichte, sondern auch ein Verständnis für den Begriff des Verfalls, ein Gespür also für den Wert des Verlorengegangenen und sich Verlierenden. Eines aber erschließt sich jedem Leser sofort: Bei Roth wird schön gestorben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.